Die Vielfalt seelischer Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten und die daraus resultierenden Folgen für die Betroffenen und ihr Umfeld sind sehr groß.
Um einen Einblick zu bekommen haben wir alle Verhaltensauffälligkeiten gelistet, mit welchen wir innerhalb unserer täglichen Arbeit umgehen und Sie beraten können.
Somatisierungsstörung
Somatisierungsstörungen bei Kinder zeigen sich häufig als Bauch- oder Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Übelkeit, für die es auf den ersten Blick zumeist keine Erklärung gibt. Als Auslöser für Somatisierungsstörungen gelten häufig anhaltende Belastungssituationen. Neben der körperlichen Symptomatik ist oft auch eine emotionale Problematik vorhanden.
Entwicklungsstörung
Unter Entwicklungsstörungen werden Störungen verschiedener Fertigkeiten beschrieben. Hierunter fallen motorische und sprachliche Entwicklungsstörungen, aber auch Entwicklungsstörungen im schulischen Bereich, z.B. des Lesens, Schreibens oder Rechnens. Treten Lese- und Rechtschreibprobleme gleichzeitig auf, spricht man von einer Legasthenie. Probleme beim Rechnen werden als Dyskalkulie bezeichnet.
Selektiver Mutismus
Selektiver Mutismus ist eine Erkrankung, die sich durch Nicht-Sprechen in verschiedenen sozialen Situationen kennzeichnet. In anderen Situationen, z.B. Zuhause sprechen die Kinder sogar oft wie ein "Wasserfall". Das Nicht-Sprechen ist für die Eltern meist vorhersagbar. Das Schweigen der Kinder ist manchmal begleitet von einer Handlungshemmung ( d.h. die Kinder bleiben wie "versteinert" stehen.)
Enuresis/Enkopresis
Enuresis (Einnässen) bezeichnet eine Erkrankung im Kindesalter, die sich dadurch äußert dass das Kind trotz vollständiger Blasenkontrolle gehäuft tags oder nachts einnässt. Enkopresis bezeichnet das Einkoten des Kindes.
ADHS/ADS
ADHS bezeichnet das Aufmerksamkeits - Defizit-Hyperaktivitätssyndrom, mit den Leitsymptomen: geringe Aufmerksamkeit, hohe Impulsivität und ausgeprägte motorische Unruhe ("der Zappelphillip"). Beim ADS ist die hohe motorische Unruhe nicht vorhanden, jedoch ist eine fehlende Aufmerksamkeit zentral ("das Träumerchen").
Ängste
Es gibt verschiedene Ängste im Kinder- und Jugendalter. So gibt es situationsgebundene Ängste wie Phobien (z.B. Angst vor Tieren, Spritzen, usw.), soziale Ängste (z.B. vor Bewertung durch andere), Trennungsängste (z.B. beim Eintritt in den Kindergarten oder die Schule) oder auch generalisierte Ängste (übermäßige Sorgen über viele Dinge).
Bindungsstörungen
Störungen im Bindungsverhalten sind gekennzeichnet durch Auffälligkeiten im Aufbau und Erhalt von Beziehungen. Die Kinder klammern sich an, suchen Aufmerksamkeit und zeigen sich wahllos freundlich. Auf der anderen Seite zeigen sich Aggressionen und Unglücklichsein. Kinder benötigen immer eine sichere "Basis", um von dort aus die Welt zu erkunden. Störungen im Bindungsverhalten sind immer Folge einer fehlenden "Passung" zwischen Eltern und Kind, d.h. die Bindungsperson ist wenig oder kaum in der Lage, die Bedürfnisse des Kindes feinfühlig wahrzunehmen und angemessen zu reagieren. Dies kann verschiedene Gründe haben. So können z.B. eigene schwierige Beziehungsmuster oder psychische Erkrankungen der Bezugsperson als Ursache gelten.
Tics/Tourette
Tics sind nichtrhytmische, sich wiederholende Bewegungen (motorische Tics) oder Lautäußerungen (vokale Tics), die nicht vom Willen der betroffenen Kinder und Jugendlichen gesteuert und plötzlich einschießend sind. Dabei können einzelne, aber auch verschiedene Muskelgruppen beteiligt sein. Tics können vorübergehend (z.B. auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente), aber auch chronisch auftreten. Eine Sonderform stellt das sog. Tourette-Syndrom dar, bei dem sowohl motorische als auch vokale Entäußerungen (mit teils obszönen Inhalten) vorkommen.
Essstörungen
Essstörungen im Kindes und Jugendalter können sich sehr unterschiedlich zeigen. Während bei der Magersucht (Anorexia nervosa) durch Hungern, übermäßiges Sporttreiben oder gar den Einsatz von Medikamenten ein deutliches Untergewicht herbeigeführt wird, erscheinen an der Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) Erkrankte häufig normalgewichtig. Hierbei wechseln Essattacken, bei denen große Mengen an Nahrungsmitteln konsumiert werden, und willentlich herbeigeführtes Erbrechen einander ab. Im Kindesalter kommen neben Anorexie und Bulimie noch weitere Formen von Essstörungen vor. Dabei wird z.B. über einen längeren Zeitraum nur ein extrem eingeschränktes Spektrum an Nahrungsmitteln (z.B. ausschließlich Kartoffeln, Nudeln etc.) konsumiert.
Depressive/traurige Kinder
Depressionen im Kindes- und Jugendalter zeigen sich in verschiedenen Facetten. Sie können geprägt sein von Interessenverlust, Appetitmangel, Müdigkeit, Verlangsamung und sozialem Rückzug, aber auch eine gereizte Stimmung, bisweilen sogar aggressives Verhalten, gesteigertes Essverhalten und psychomotorische Unruhe können darauf hinweisen. Oftmals sind Selbstwertproblematiken und Schuldgefühle vorhanden. Schulisch wird zumeist eine Leistungsminderung ersichtlich. In einigen Fällen kommen Suizidgedanken hinzu oder es treten suizidale Handlungen auf.
Sozialverhaltensstörungen
Kinder mit einer Sozialverhaltensstörung verletzen immer wieder die Rechte anderer sowie die sozial geltenden Regeln und Normen. Die Verhaltensstörung ist abhängig vom Alter und reicht vom ständigen Widersetzen zu aggressivem Verhalten. Je früher die Störung beginnt, desto schlechter ist die Prognose, so dass eine Sozialverhaltensstörung früh abgeklärt und behandelt werden sollte. Aber nicht jeder Wutausbruch oder jedes aggressive Verhalten eines Kindes ist auffällig. Es gehört zu einer gesunden sozialen Entwicklung des Kindes dazu, gelegentlich zu trotzen!
Zwangserkrankungen
Sogenannte Zwangsstörungen treten selten bei Vorschul- und jüngeren Schulkindern, häufiger bei Jugendlichen auf. Sie können sich durch Zwangsgedanken (sich immer wieder aufdrängende Gedanken z.B. Angst vor Verschmutzung, Verletzung, Zerstörung einer bestimmten Ordnung) oder Zwangshandlungen (ständig wiederholte Handungsmuster, z.B. waschen, kontrollieren, zählen, berühren, sortieren) äußern. Häufig kommen Zwangsgedanken und -handlungen auch kombiniert vor. Die Zwangsgedanken werden dabei (abhängig vom Alter des Kindes) als unangenehm, manchmal sogar beängstigend erlebt.
Autismusspektrumstörung
Autistische Symptome sind vielfältig. Generell ist zwischen dem frühkindlichem Autismus und dem Asperger Autismus zu unterscheiden. Autismusspektrumstörungen weisen eine deutliche Beeinträchtigung der sozialen Interaktion und Kommunikation auf. Der frühkindliche Autismus manifestiert sich sehr früh (z.B reagieren Säuglinge kaum auf Zärtlichkeiten) und weist neben stereotypen Verhaltensmuster (z.B starres Festhalten an Routinen) eine Sprachentwicklungsstörung auf. Auch Kinder mit Asperger-Autismus sind nur zu einem begrenzten sozialen Kontakt fähig. Sie weisen meist auch Veränderungsängste auf und sind oft motorisch ungeschickt. Viele Kinder entwickeln Sonderinteressen.